Italiens wilder Nordosten – Rafting auf dem Tagliamento

 24. Juli 2024   Klaus

Italiens nordöstliche Adria-Regionen sind ein wahres Strand- und Lagunenparadies: Ob Venetien oder Friaul-Julisch Venetien – hier reihen sich gut ausgestattete Campingparks an breiten Sandstränden auf. Wer in Bibione Pineda, Lignano Sabbiadoro oder Grado Mobilheim-Urlaub macht, wer Pfingstferien oder Sommerferien bucht, genießt die oft auf einem großen Campingplatz. Die lassen mit Sportplätzen, Kinderclubs, Pool, Kinderpool, Wassersport und breitem Sandstrand meist keine Wünsche offen, vor allem für Familien und Badefans. Viele Urlauber besuchen zudem Venedig, fahren per Schiff zu den Laguneninseln Burano oder Murano, machen Kanufahrten oder Ausflüge zu weiteren Highlights.

Wer eine Abwechslung zum „Strand- und Poolalltag“ und zu den Highlights in Meeresnähe sucht, entdeckt auf einem Tagesausflug das Hinterland. Von Bibione, Lignano oder Grado sind es ein- bis eineinhalb Autostunden in die wildromantische Voralpenwelt Friauls. Majestätische Geier kreisen über bewaldeten Hängen. Radler genießen die Vielfalt der Landschaft; Winzer produzieren autochthone Weine. Wanderer entdecken Bergwelten, Festungsbauten, Museen und Pfade des „Großen Krieges“, wie der Erste Weltkrieg hier genannt wird.

Der Caravan Salon Düsseldorf, die Tourismusagentur Turismo FVG (FVG = Friuli Venezia Giulia) und der Caravaning Industrie-Verband e.V. wollten Reisejournalisten und Camping-Blogger für die Region begeistern. Dazu ging es auf eine Erkundungstour auf Campingplätze, zu Outdoor-Events und zu weiteren Attraktionen der Region.

Wildwasser-Abenteuer für Familien und Actionfans

Wie ein breites, türkisfarben schillerndes Band, durchbrochen von schneeweißen Kiesbänken, rauscht der Tagliamento von den Alpen an die Adriaküste. Der größte Strom Friaul Julisch-Venetiens gilt als der „letzte wilde Fluss“ Italiens, vielleicht sogar Europas. Denn er ist unbändig, wurde kaum reguliert, begradigt oder bebaut. Das Wasser ist sauber und frisch; die umliegende Berglandschaft zauberhaft grün. Der Tagliamento hat eine starke Strömung, die das Flussbett und den Verlauf ständig verändert. Urlauber sollten den Tagliamento nie alleine, sondern nur mit fach- und ortskundigen Wildwasserprofis und deren Booten befahren. Dann können sie unbeschwert die Naturwunder des Tagliamento entdecken.

Mit den Rafting-Profis der Scuola Kayak Friuli auf Tour

Wir haben uns für das Einsteiger-Rafting entschieden. Schon Kinder ab etwa 6 Jahren können begeistert mitpaddeln, wenn sie schwimmen können. Mit dem robusten Schlauchboot, Paddel, Neopren und Schwimmwesten ging es als Achterteam hinaus – unter fachkundiger Leitung der „Kapitäns“ Alessandro Merci, Betreiber der Scuola Kayak & Rafting Friuli. Nach einer kurzen Einweisung und einigen Übungsmanövern sausten wir auch schon den Hauptlauf des Flusses hinab.

Mit den Rafting-Profis der Scuola Kayak Friuli auf Tour title=


Capitano Alessandro und sein Kollege saßen hinten, steuerten das Boot sicher durchs Wildwasser der Stufe I. Sie gaben die Kommandos, während wir links und rechts auf dem Schlauchbootwulst sitzend, paddelten. Zwischendurch erzählten Sie uns Spannendes über die Gänsegeierkolonie in der Nähe, über die vielen Fische, die sich im Tagliamento tummeln oder Uhus, die im dichten Wald am Ufer hausen. Mit viel Charme und Knowhow brachten sie uns die Geschichte der Region und vor allem die Magie und die Kraft der Natur näher.

Rafting auf dem Tagliamento


Action pur, Teamwork und Paddelspaß

Schon nach kurzer Zeit passierten wir kleinere Stromschnellen, die den Bug (und die Paddler vorne rechts und vorne links) ins Wasser tauchten. Rücklings über Bord ging zum Glück niemand. Denn einen Fuß hatten wir immer in der Halteschlaufe auf dem Bootsboden. Und wenn es passiert wäre – Alessandro hatte uns vorher gezeigt, wie ein Mitpaddler wieder ins Boot gezogen wird.

„Links, rechts, stop“ – Paddeln und Entspannen

Zwischendurch durften wir immer wieder eine Paddelpause einlegen. Dann tanzte das Boot auf den Wellen den Fluss wippend hinab, nur begleitet vom Rauschen der unzähligen Kiesel auf dem Grund des Tagliamento. Der Blick führte auch auf den dichten Uferwald, auf Burgen und Brücken. Nach einem rasanten Anlegemanöver in einer vor der starken Strömung geschützten Bucht erfrischten wir uns im kühlen Gebirgswasser.

Schließlich erreichten wir das Ziel kurz vor der malerischen Ponte di Pinzano. Wem jetzt noch nach einer entspannten Badepause zumute wäre, dem empfahl Alessandro den nahen Pontalba Beach, der als einer der schönsten Flussstrände Italiens gilt. Der Strand findet sich am Nebenfluss Stella, wenige hundert Meter von dessen Mündung in den Tagliamento entfernt.

 Ponte di Pinzano


Uns reichte es für heute – ein bisschen erschöpft, aber voller neuer Eindrücke nahmen wir, zurück an der Kajak- und Raftingstation, einen Drink und ein Sonnenbad.

Die ganze Tour dauerte rund 3,5 Stunden. Davon waren wir rund 2 Stunden auf dem Wasser. Der Preis pro Person beträgt (2024) 45 Euro, inklusive Leih-Ausrüstung und Transfer mit dem Kleinbus zur Einsetzstelle. Wer lieber im Kanadierkanu oder auf dem SUP-Board paddelt, kann das ebenfalls mit den Profis der Scuola Kayak Friuli genießen. Oder Sie probieren unter Begleitung ein trendiges Packraft aus – das Paddeln in einem kleinen, aufblasbaren Einerkajak.

Noch mehr Action und Wildwasserspaß?

Neben der familien- und anfängertauglichen Tour, die wir genossen haben, bietet die Paddelstation weitere Wildwasserfahrten bis zum Schwierigkeitsgrad II. Natürlich gibt es auch Eskimorollen-Kurse, um sich wie ein Inuit mit dem Kajak einmal um die Längsachse zu drehen. Hier gibt es einen Überblick über Touren und Kurse. Mal sehen, ob wir uns trauen, wenn wir das nächste Mal in Friuli Venezia Giulia sind. Denn eines ist sicher: Wir kommen wieder in den schönen, wilden Nordosten Italiens!





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ÜBER DIE AUTOR.IN

Klaus

Klaus ist ein freier Autor, der seit über 30 Jahren fast durchgängig in der Campingbranche arbeitet. Er liebt es, Campingplätze aus Sicht der Gäste zu erleben und mit seinen Texten anschaulich und authentisch zu beschreiben. Klaus ist am liebsten auf kleinen und mittelgroßen Camping- und Glampingplätzen in Italien, Frankreich, Österreich oder Deutschland unterwegs.

Auch privat macht er am liebsten Urlaub auf dem Campingplatz - mit seiner Familie in einem gemieteten Mobilheim, im geliehenen Wohnmobil, oder mit Freunden auf Kajak- oder Radtouren mit seinem eigenen kleinen Zelt.