Amiens an der Somme, ein schöner Tagesausflug im Picardie-Urlaub

 15. August 2024   Typisch Klaus

Wenn das Wetter im Urlaub einmal nicht mitspielt, setzen wir uns meist ins Auto, um eine nächstgelegene größere Stadt zu erkunden. In unserem Urlaub an der Somme im Norden Frankreichs ging es nach Amiens, der Hauptstadt der Picardie. Zwar hatten wir uns nicht so intensiv eingelesen, welche Sehenswürdigkeiten in Amiens anzuschauen sind. Aber dadurch hatten wir gleich einen Grund, irgendwann nochmals einen Ausflug nach Amiens zu planen. Dabei hilft auch die gut gemachte, auf Deutsch verfügbare offizielle Tourismusseite von Amiens.

Zuerst: Was wir beim ersten Besuch verpasst haben…
Wir haben zum Beispiel nicht mitbekommen, dass Jules Verne einst in Amiens gewohnt hat. Außerdem haben wir das Museum und die berühmten Hortillonnages nicht angeschaut. Die Hortillonages von Amiens sind Gärten, die von einem Kanalsystem durchzogen sind und an den brandenburgischen Spreewald erinnern. Seit Jahrhunderten wird hier Obst und Gemüse angebaut. Auch die Plattbodenboote, mit denen die Bewohner über die Kanäle fuhren und ihre Produkte transportierten, haben wir nicht gesichtet.

Aber wir haben auch viele Sehenswürdigkeiten in Amiens gesehen:
Die Stadtmitte wird ebenfalls von zauberhaften Kanälen durchzogen. Kein Wunder, dass Amiens den inoffiziellen Titel „Venedig des Nordens“ trägt. Anders als bei der berühmten Verwandten an der Adria brauchen Besucher in Amiens in der Hochsaison keinen Eintritt zu zahlen. Um Amiens zu entdecken, benötigt man aber nicht unbedingt ein Boot. Zu Fuß können Sie Amiens bei einem Tagesausflug genauso gut erkunden.
Die Highlights der Innenstadt liegen dicht beieinander.

Unser Rundgang durch die Universitätsstadt Amiens begann an der Place Gambetta. Auf den großen Grasflächen warten Liegestühle, auf denen sich bei sonnigem Wetter Studierende und Flaneure entspannen. Zudem bummelten wir an vielen Restaurants und Caféterrassen vorbei.

Place Gambetta, Amiens


Zur fantastischen Uhr und der „Marie ohne Hemd“
Weiter ging es zur 1892 erbauten Dewailly-Uhr zwischen der Rue Dusevel und der Rue des Sergents. Die turmhohe Standuhr in der Mitte des Platzes verzaubert die Betrachter mit kunstvoll „verschnörkelten“ Eisenverzierungen. Eine weitere Attraktion ist die „Marie sans Chemise“. Diese Bronzestatue wurde einige Jahre nach der Fertigstellung der Uhr an ihrer Säule errichtet. Die von Albert Roze 1897 erschaffene Statue hat damals für viel Aufregung gesorgt, weil der Oberkörper der Figur entblößt ist. Albert Roze musste die sittenstrengen Amiénois davon überzeugen, dass das das Kunstwerk eine symbolische Darstellung des Frühlings ist. Die Bewohner gaben ihr schnell den Spitznamen Marie sans Chemise, Marie ohne Hemd.

Dewailly-Uhr, Amiens


Die Kathedrale von Reims – Meisterwerk der Hochgotik
Unser Spaziergang führte uns nun zur Kathedrale Notre Dame de Amiens, die größte Sehenswürdigkeit der Somme-Stadt und fast so bedeutend wie die Kathedrale von Reims. Das gotische Gotteshaus wurde 1288 fertiggestellt – nach einer für damalige Verhältnisse sehr kurzen Bauzeit von knapp sieben Jahrzehnten. Der Vierungsturm ragt knapp 113 Meter hoch über die Altstadt von Amiens.

Auch der Kirchenraum der Notre Dame von Amiens beeindruckt mit seinen Maßen: Er ist 145 Meter lang, 70 Meter breit und 42 Meter hoch. Damit war er zu seiner Bauzeit der höchste Kircheninnenraum der Welt. Treten Sie ein und lassen Sie sich von der mächtigen Säulenkonstruktion, die die mittelalterlichen Baumeister schufen, in ihren Bann ziehen. In der Kirche entdecken Sie viele Figuren aus dem Alten und dem Neuen Testament.

Notre Dame von Amiens


Der pulsierende Altstadtkern von Amiens – Saint Leu
Etwas ehrfürchtig traten wir aus der Kathedrale, um unseren Spaziergang durch Amiens fortzusetzen: Hinter der Kirche beginnt das Viertel Saint-Leu. Hier führen Fußgängerbrücken über die kleinen Kanäle – malerisch! An der Place du Don warten die ältesten Häuser der Stadt. Mit ihren charakteristischen Giebeln sind sie zum Wahrzeichen von Amiens geworden. In vergangenen Jahrhunderten waren hier Handwerker und Händler aktiv.

Viertel Saint-Leu


Place du Don warten die ältesten Häuser der Stadt


Auch heute begeistert das Altstadtviertel mit dem lebendigen Treiben. Ob Kulinarik oder Kultur, in Amiens-Saint-Leu ist immer etwas los. Besucher entdecken viele kleine Läden, alte Mühlen, Restaurants und Cafés, ein Marionettentheater und mehr. Häufig sorgen Festivals oder Märkte für Stimmung und Genuss, wie zum Beispiel ein Mittelalterspektakel oder der traditionelle Markt auf dem Wasser, auf Booten.

Schließlich erreichten wir den Quai Bélu, einen herrlichen Ort, um einen Drink zu nehmen und die Aussicht aufs Wasser zu genießen. Zum Kaffee oder Tee schmecken die Macarons d’Amiens. Sie sind eine Besonderheit, anders als andere französische Macarons, außen knusprig und innen weich,

Quai Bélu,Amiens


So endete unser erster Ausflug nach Amiens und wir ließen ihn im Straßencafé noch einmal Revue passieren. Wir haben viel gesehen und kommen bei Gelegenheit sicher noch einmal wieder – zu einer Bootsfahrt auf den Kanälen der Hortillonages!