Auf den Spuren eines jüngst untergegangenen Staates

 1. Mai 2017   Klaus

Zu Besuch im DDR Museum Berlin



Das DDR Museum in der deutschen Hauptstadt ist nicht nur für Ostdeutsche ein „Déjà-vu“, die den so genannten Arbeiter- und Bauernstaat noch erlebt haben. Auch wir Westdeutsche, die die DDR nur bei früheren Besuchen kennengelernt haben, waren tief beeindruckt. Für jüngere Erwachsene oder Kinder, die die Wiedervereinigung 1990 aus dem Geschichtsbuch kennen, ist die Ausstellung über diesen ehemaligen Staat ebenfalls spannend – und natürlich auch für historisch interessierte Berlinbesucher aus aller Welt.

Hier wird weder mit erhobenem Zeigefinger noch mit zu viel „Theorie“ informiert. Stattdessen erkunden junge und ältere Museumsbesucher viele Exponate, begehbare Räume und finden verständlich formulierte Erklärungen. So werden fast alle Lebensbereiche der Deutschen Demokratischen Republik sowie die politischen Zusammenhänge veranschaulicht. Vieles erschließen sich die Besucher interaktiv – durch mediale Installationen oder das einfache Heben von Klappen, unter denen zum Beispiel Spannendes zu entdecken ist oder interessante Antworten auf gestellte Fragen stehen.

DDR Museum, Aussen


Die angestrebte Herrschaft des Proletariats…


… sie war eigentlich eine Diktatur des Politbüros und der Funktionärselite. Ihre ursprünglichen Visionen, ihre pseudodemokratischen Strukturen sowie ihre spätere Gewaltherrschaft werden ebenso dargestellt wie das menschenverachtende Mauersystem und der blutig niedergeschlagene Volksaufstand vom 17. Juni 1953. Auch die weltpolitischen Zusammenhänge vom Ende des von Deutschland verursachten Zweiten Weltkriegs über den Kalten Krieg bis hin zu Gorbatschows Glasnost und Perestrojka, die entscheidend zur Wiedervereinigung beitrugen, werden nachvollziehbar. Das Museum informiert über den Widerstand, die Rolle der Kirchen, die Leipziger Montags-Demonstrationen und die fast unblutige Revolution. Die Ereignisse an der ungarisch-österreichischen Grenze und in Prag 1989 und die dramatischen Tage der Grenzöffnung in Berlin werden an einem Zeitstrahl verdeutlicht.



Weiterhin erfuhren wir vieles über typische DDR-Produkte, die sozialistische Landwirtschaft und Industrie, über Armee, Architektur, Kultur, Sport- und Bildungssystem. Die politische Bedeutung des „wirklich klassenlosen“, weit verbreiteten FKK-Nacktbadens wird ebenfalls verständlich. Die findige, oft mit Doppelmoral betriebenen Methode, wie die DDR an begehrte Devisen aus dem Westen gelangte, wird anschaulich erläutert. Dazu gehörte die Produktion von Waren für westdeutsche Firmen und das „Freikaufen lassen“ von politischen Häftlingen.

Im DDR Museum kommen auch die positiven Seiten nicht zu kurz – zum Beispiel das Improvisationstalent vieler Bürger, das trotz aller Widrigkeiten teilweise zu Wohlstand führte. Auch die bei uns Westdeutschen ebenfalls beliebten TV-Figuren haben ihren Platz im DDR Museum in Berlin. Dazu gehören das legendäre „Ost-Sandmännchen“, das viele lieber mochten als sein westdeutsches Pendant, sowie Pittiplatsch und die Ente Schnatterinchen. Die hochwertigen Märchen- oder Zeichentrickfilme aus ostdeutscher und tschechischer Produktion erfreuten sich ebenfalls großer Beliebtheit – auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs.

Mischka der Bär, Sandmännchen und Pittiplatsch, Ikonen des DDR Kinderfernsehens


Das Volk fuhr Simson oder Trabi, die Bonzen Autos aus Schweden oder Frankreich


Wir konnten uns in einen Original „Trabi“, das in der ehemaligen „Sowjetisch Besetzten Zone“ weit verbreitete Auto mit Zweitaktmotor, setzen. Ein DDR-Zweirad und einer der komfortablen Funktionärsvolvos ließen sich bestaunen.

Der Autor am Steuer des Trabant, der im DDR Volksmund Rennpappe genannt wurde


Bedrückend: Ein Arbeitsraum, in dem Stasi-Mitarbeiter verdächtige Bürger abhörten, wurde im Museum originalgetreu nachgebaut. Beängstigend war auch die nachgebildete Zelle, die aufzeigt, wie politische Häftlinge in dem berüchtigten Bautzener Gefängnis leben mussten.

Am meisten beeindruckt hat uns die nahezu originalgetreue, typische Plattenbauwohnung. In Schlafzimmer, Küche, Bade-, Kinder- und Wohnzimmer wandelten wir auf den Spuren einer Familie in der DDR der 1970er Jahre. Auch wenn die Elektrogeräte etwas „altmodischer“ waren als in der „BRD“ – trotzdem war das Begehen dieser Wohnung auch ein Retro-Ausflug in die eigene, westdeutsche Jugend…

DDR Museum, Plattenbauwohnung 1970


DDR Museum Berlin: Mehr Infos, aktuelle Preise und Öffnungszeiten hier

Tipp: Sie können einen Besuch Berlins und des DDR Museums mit einem Campingurlaub kombinieren – zum Beispiel im Brandenburger Spreewald oder in Mecklenburg-Vorpommern

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ÜBER DIE AUTOR.IN

Klaus

Klaus ist ein freier Autor, der seit über 30 Jahren fast durchgängig in der Campingbranche arbeitet. Er liebt es, Campingplätze aus Sicht der Gäste zu erleben und mit seinen Texten anschaulich und authentisch zu beschreiben. Klaus ist am liebsten auf kleinen und mittelgroßen Camping- und Glampingplätzen in Italien, Frankreich, Österreich oder Deutschland unterwegs.

Auch privat macht er am liebsten Urlaub auf dem Campingplatz - mit seiner Familie in einem gemieteten Mobilheim, im geliehenen Wohnmobil, oder mit Freunden auf Kajak- oder Radtouren mit seinem eigenen kleinen Zelt.