Vom Petermännchen zu den Echomännchen im Eiertunnel – ein Seetag in Bad Kleinen

 13. Juli 2018   Ina

Wer einen (Camping-)Urlaub in Mecklenburg genießt, wird wohl auch die Landeshauptstadt Schwerin besuchen. Schon von weitem sichtbar sind die vielen Turmspitzen des großherzoglichen Traumschlosses. Der prachtvolle Neorenaissancebau auf einer Insel im See ist auch die Heimat des Petermännchens. Wandeln Sie mit Ihren Kindern bei einer Schlossführung auf den Spuren des gutmütigen Kobolds. Er spukt der Sage nach seit Jahrhunderten im Schloss, vertrieb den Feldherrn Wallenstein im Dreißigjährigen Krieg und weckte Wachposten auf, wenn die ihren Dienst verschliefen.

Im wiesen- und seenreichen Mecklenburg gibt es noch viel mehr Sagenhaftes zu entdecken

Badestrand in Bad Kleinen


Rund 25 Autominuten von Schwerin entfernt, erreichen Sie Bad Kleinen. Der kleine Ort liegt direkt am Ufer des Schweriner Außensees. In der turmhoch aufragenden Mühlenanlage, die mit ihrer historischen Industriearchitektur beeindruckt, wurde bis 1989 gearbeitet. Im Jahr vor der Wiedervereinigung produzierten 70 Mitarbeiter 22.000 Tonnen Mehl!

Von der Mühle führt ein idyllischer Weg hinunter zum kleinen Jachthafen. Der hölzerne Seeadler lädt zu Selfies ein. Mit etwas Glück sehen Sie ein echtes Exemplar seine Kreise über dem See ziehen. Ein Fernglas brauchen Sie dafür nicht – denn die majestätischen Tiere erreichen eine Flügelspannweite von bis zu zweieinhalb Metern!

Biegen Sie am kleinen Hafen rechts ab und spazieren auf dem idyllischen Weg am Seeufer entlang. Nach rund fünf Minuten erreichen Sie den Badestrand. Die Kinder werden sich auch auf die beiden großen (Land-)Rutschen freuen, die von der Böschung hinab zum Seeufer führen.

Nach einem erfrischen Bad oder einer kulinarischen Pause im Restaurant Seeblick geht es etwa eine Viertelstunde auf dem Seeuferweg weiter – zum begehbaren Wahrzeichen Bad Kleinens: Der „Eiertunnel“ ist 27 Meter lang und führt unter den Bahngleisen hindurch. Denn als der Ort Kleinen 1895 Heilbad wurde, musste wenig später ein Tunnel her – damit die Kurgäste sicher und einfach zu ihren Kaltwasserbädern im See spazieren konnten. Eine herkömmliche Tunnelform sollte es aber nicht werden. Wenn Sie das Tunnelportal und den Querschnitt erblicken, werden Sie ahnen, warum das kuriose Bauwerk Eiertunnel heißt…

Es könnte aber auch Tunnel der Verliebten heißen

Einst soll sich hier ein Mädchen vor den Geräuschen der mehrere Meter höher fahrenden Eisenbahn gefürchtet haben. Sie klammerte sich an einen fremden jungen Mann – und prompt wurden die beiden ein glückliches Paar. Der Legende nach sollen die winzigen Echomännchen dafür gesorgt haben. Wer sich traut, den gut zwei Meter hohen Tunnel zu durchqueren, kann im Halbdunkel vielleicht auch andere Winzlinge erblicken. Denn in der Nische in der Mitte des Eiertunnels fühlen sich Fledermäuse wohl.

Die Tunneldurchquerung ist auch gleichzeitig Fitnessprogramm: Denn vom See sind es knapp 40 Stufen hinauf zum eierförmigen Eingang. Wenn Sie sich hindurchgetraut haben, geht es nochmal 45 Stufen hinauf – zum ehemaligen Kurhaus, zum Bahnhof und in den beschaulichen Ort.

Schloss Schweriner


Besuchen Sie auch zwei weitere Sehenswürdigkeiten Bad Kleinens, bei denen die Geschichte lebendig und die Fantasie angeregt wird: Die Schwedenschanze bietet einen herrlichen Blick über den nördlichen Teil des viertgrößten See Deutschlands. Hier befand sich im 17. Jahrhundert eine zackenförmig erbaute Wallfestung. Schwedische Soldaten sicherten von hier aus den Handelsweg von Wismar nach Schwerin. Mit rund 120 Jahren noch recht jung ist Schloss Willigrad. Es liegt märchenhaft schön am See – rund vier Kilometer südlich von Bad Kleinen. Wenn Sie durch den verwunschenen Schlosspark an Elisabeth-Quelle und Kavaliershaus vorbei zum Schloss wandeln, können Sie zahlreiche moderne Skulpturen entdecken.

Übrigens: Bad Kleinen ist der Eisenbahnknotenpunkt Mecklenburgs und hervorragend erreichbar
Schon zu DDR-Zeiten war der Bahnhof ein wichtiger Treffpunkt für Bürger, die ihre Verwandten im Westen besuchen durften. Morgens fuhr ein Zug Richtung Lübeck und Hamburg, der die Mecklenburger am Abend wieder zurück nach Bad Kleinen brachte. Heute verkehren fast stündlich Züge – zum Beispiel sind Sie in 50 Minuten von Rostock in Bad Kleinen – und von der historischen Hansestadt Wismar aus in nur 16 Minuten.




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